FAQ - Umweltauswirkungen von elektrischen und magnetischen Feldern bei Freileitungen

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Auf dieser Webseite werden einige Fragen zu der von Windland geplanten Hochspannungs-Freileitung in Niedersachsen beantwortet

 

Wo entstehen und wie wirken elektrische und magnetische Felder?

Zu unterscheiden ist zwischen Gleichfeldern (z.B. Erdmagnetfeld, Feld von Gleichstrom), sehr niederfrequenten Feldern (z.B. 50 Hz Netzfrequenz), typischen Radio- und Funkfrequenzen und potentiell ionisierenden Strahlungen (Licht, UV, Röntgenstrahlung). Die Gefährdung durch Röntgenstrahlung ist allgemein bekannt, die Gefahrdung durch UV-Strahlung hat in Folge des Ozonloches zugenommen. Felder mit Netzfrequenz sind nicht ionisierend und weisen daher - unbestritten - keine vergleichbaren Folgen aus.

Die stärksten Zunahme der den Menschen umgebenden Felder gibt es im Bereich der Funkfrequenzen durch Handys und Sendemasten. Da diese erst seit kurzem massenhaft betrieben werden, gibt es noch wenige Erfahrungen zu langfristigen Wirkungen. Anders ist die Situation bei den wesentlich niederfrequenteren Netzfrequenzen.

Durch die Spannung in den Leiterseilen entstehen elektrische Felder, durch den Stromfluß entstehen magnetische Felder. Die elektrischen Felder werden von Gebäuden weitgehend abgeschirmt, auch durch Vegetation. Nachdem sich die Stromflüsse in den drei Phasen einer Drehstromleitung zu Null addieren, nehmen die magnetischen Felder mit dem Abstand schnell ab; besonders schnell bei Verteilung auf zwei antisymmetrisch aufgehängte Systeme einer Doppelleitung.

Wahrnehmbar sind Effekte wie eine Geräuschbildung an den Leitungen und bei stärkeren elektrischen Feldern eine Krafteinwirkung auf ggf. elektrostatisch aufgeladene Haare, die indirekt durch die Nervenzellen in der Haut wahrgenommen werden kann. Viele Fachleute gehen davon, dass keine biologischen Auswirkungen durch Felder mit Netzfrequenz vorliegen, sofern nicht eine relevante Erwärmung der Körperoberfläche durch elektromagnetische Induktion eintritt, was aber erst bei Feldstärken wesentlich oberhalb der allgemeinen Grenzwerte der Fall wäre. Andere Fachleute vermuten auch bei geringeren Magnetfeldern Auswirkungen, ohne dass bekannt wäre, wie diese zustande kommen.

„Im Rahmen einer Studie des Bundesamts für Strahlenschutz, die im Zeitraum von Mai 1996 bis Juni 1997 zur ‚Erfassung der niederfrequenten magnetischen Exposition der Bürger in Bayern’ im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Landesentwicklung und Umweltfragen durchgeführt wurde, zeigte sich, dass bei 24-stündigen Messungen mittels am Körper tragbarer Personendosimeter für das magnetische Feld bei 50 Hz ein arithmetischer Mittelwert für alle untersuchten Personen von nur 0,101 µT und ein Medianwert von nur 0,047 µT erreicht werden.“ (http://www.bfs.de/elektro/nff/vorkommen.html 11.5.2005) „Es ergab sich weiterhin aus der Studie, dass die nächtliche Exposition auffällig höher lag, wenn sich das Messgerät in unmittelbarer Nähe z. B. eines Radioweckers befand. Aber auch in solchen Fällen wurde ein relativ geringer Medianwert von nur 0,146 µT erreicht ...

Für Bürger in den Zentren der Städte ergaben sich geringfügig höhere Werte (0,12 µT) als für Bewohner ländlicher Gebiete (unter 0,1 µT)“, was aber überwiegend auf den größeren Anteil von Mehrfamilienhäusern zurückgeführt werden kann. „Selbst bei Personen, die in der Umgebung von Hochspannungsleitungen wohnen, zeigten sich kaum Unterschiede - auch bei ihnen wurde nur eine mittlere Exposition von 0,11 µT gemessen. Erstmals konnte bei dieser Untersuchung auch der Einfluss der Exposition durch Bahnstromanlagen dosimetrisch ermittelt werden. Für 190 Personen, die in der Nähe einer Bahnstrecke wohnen, betrug der Mittelwert 0,16 µT bei 16 2/3 Hz; der Medianwert lag bei 0,1 µT.“

Die Folgestudie „EMF II“ ergab Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Feldstärken mit einem Mittelwert über 0,2 µT (nachts) bzw. über 0,4 µT (24 h-Mittelwert) und der Leukämiewahrscheinlichkeit bei Kindern, der jedoch statistisch nicht eindeutig war. Eine Zusammenfassung mehrerer Studien deutet auf erhöhte Inzidenzraten erst oberhalb 0,4 µT. Nur in 1,4% der für die deutsche Allgemeinbevölkerung repräsentativen Wohnungen wurden Magnetfelder über 0,2 µT gemessen, gegenüber ca. 12-15% in US-amerikanischen bzw. kanadischen Studien. Von diesen 1,4% Wohnsituationen mit Magnetfeldern über 0,2 µT kam dies in ca. 1/3 der Fälle von Hochspannungsfreileitungen in weniger als 50 m Entfernung. In keinem Fall waren Hochspannungsleitungen in Entfernungen über 50 m die Ursache. Häufig waren hausinterne Elektroleitungen oder Dachanschlüsse die Ursache der magnetischen Feldstärken.

Die Autoren geben an, dass nach den beobachteten Zusammenhangen – bei kausaler Natur der Assoziation – bundesweit jährlich etwa 3 bis 5 Leukämiefälle unter Kindern auf eine Magnetfeldexposition zurückzuführen sein könnten. „Dies gilt aber nur, wenn der von uns beobachtete statistische Zusammenhang ursächlicher Natur ist, worauf es aus experimentellen Studien bisher aber keine überzeugenden Daten gibt“ sagte Prof. Dr. Jörg Michaelis (Uni Mainz). In der Studie wird abgeschätzt, daß „nach den attributablen Risiken auf Basis der Meta-Analysen von Ahlbom et al. (2000) und Greenland et al. (2000) in Deutschland etwa 1 Fall pro Jahr der Exposition durch Hochspannungsleitungen zuzuordnen wäre, und das nur unter der Voraussetzung, daß die in der EMF II-Studie beobachtete statistische Assoziation kausal ist.“ Ein größerer Teil der o.a. Magnetfeldbelastung in Deutschland ist allerdings auf interne Erschließungskabel in mehrgeschossigen Gebäuden zurückzuführen. Bestimmte Bauweisen der Verkabelung, die in anderen Ländern verbreiteter sind, sowie auch die geringere Netzspannung von 110 Volt in den USA führen dort zu einer größeren Magnetfeldbelastung als in Deutschland. Damit sind Aussagen aus den USA nicht auf Deutschland und erst recht nicht auf die im ländlichen Raum geplante Freileitung übertragbar.

Das möglicherweise vorhandene Risiko von einem Krankheitsfall in Deutschland verteilt sich auf rund auf rund 55.000 km Gesamtstrecke des Hochspannungsnetzes und ca. ein halbes Prozent der Gesamtbevölkerung (rund 400.000 Menschen). Für den einzelnen Nachbarn einer Hochspannungsleitung besteht damit ein sehr geringes Risiko. Bestehende Freileitungen führen oft durch dichter besiedeltes Gebiet und führen zu stärkeren Magnetfeldern in Wohnungen als die geplante. Im Durchschnitt der bestehenden Freileitungen sind daher die Magnetfeldimissionen bei Anwohnern größer als in der vorliegenden Planung, bezogen auf jeweils 1 km Freileitungstrasse. Auch für die Summe aller Nachbarn der geplanten Leitung wäre es auch bei nicht feldminimierter Bauweise und wenn tatsachlich ein Zusammenhang vorläge, unwahrscheinlich, dass zu einem Krankheitsfall käme.

Windland hat dennoch aus Vorsichtsgründen Untersuchungen eingeleitet, wie sich durch eine geeignete Bauweise der Leitung die Magnetfelderzeugung gegenüber dem Stand der Technik weiter reduzieren bzw. besser kompensieren lässt. Ein Patentantrag wurde zur Prüfung eingereicht. Selbstverständlich ist es ohnehin ein wichtiges Planungsziel, genügend Abstand zu Wohnhäusern einzuhalten – auch aus Gründen der visuellen Beeinträchtigung. Mit dem Abstand nehmen die Felder schnell ab. Die Grenzwerte für Wohngrundstücke werden in allen Fällen deutlich unterschritten.

 

Wie wirken die Felder einer Freileitung auf Staubteilchen?

Zu unterscheiden sind zwei Effekte, die hier nach einer umfassenden Publikation der britischen Strahlenschutzkommission (National Radiological Protection Board -NRPB) verkürzt wiedergegeben werden (Seitenangaben beziehen sich auf diesen Bericht):

Durch Koronaentladung - besonders bei feuchtem Wetter durch Geräusche an einer Freileitung feststellbar - kommt es zu kleinen elektrischen Entladungen von der Leitung in die umgebende Luft im Millimeterbereich um die Leiterseile. Vergleichsweise starke Koronaerscheinungen gibt es bei 220 kV-Leitungen mit Einfachbeseilung - wie der Leitung Conneforde-Cloppenburg. In Großbritannien sind vor allem Leitungen betroffen, die mit einer höheren Spannung betrieben werden, als ursprünglich geplant.

Die durch Koronaentladungen freigesetzte Ladung heftet sich an Staubteilchen bzw. Luftpartikel an. Damit kommt es zu erhöhten Anteilen aufgeladener Staubteilchen in der umgebenden Luft, die durch die Luftbewegung von der Leitung weggetragen werden. Die Aufladung ist vor allem für sehr kleine Staubteilchen relevant, da die größeren Staubteilchen meist ohnehin eine Ladung tragen: Teilchen über 0,1 Mikrometer Durchmesser sind auch unabhängig von Einflüssen wie Korona oder Gewitter in der Regel geladen (S.21). Ein vergleichbarer Effekt wie durch Korona tritt auch bei Gewittern ein, bei denen der Prozentsatz aufgeladener Partikel deutlich größer ist als bei Schönwetter. Soweit die Staubteilchen aufgeladen sind, lagern sie sich stärker an Oberflächen ab. Dieser Effekt betrifft aber weniger die Fläche unmittelbar unter der Leitung bzw. ihre Nähe, da ja i.d.R. mehr horizontaler als vertikaler Luftstrom vorkommt, vielmehr erreichen die Staubteilchen meist erst in etwas Entfernung von der Freileitung eine Oberfläche, sofern sich nicht bereits vorher positiv und negativ geladene Teilchen gegenseitig entladen haben. Im Prinzip führt dies zu einem Reinigungseffekt der Luft. Weil aber nur ein geringer Teil des Luftstroms entlang der Leiterseile aufgeladen wird, und sich auch sonst Staubteilchen an Oberflächen niederschlagen, wird keine nennenswerte Verbesserung der Luftqualität erreicht. In geschlossenen Räumen ist der Effekt wesentlich geringer, weil sich die Teilchen beim Eintritt in die Gebäudehülle entladen können bzw. sie sich dort ohnehin ablagern. Die im Haus entstehenden Stäube sind prinzipiell nicht betroffen, soweit im Haus nicht andere Ionenquellen (z.B. Kopierer) vorkommen.

In der Luft kommen vor allem drei Größenbereiche der Staubpartikel vor: Sehr kleine Feinstäube (ca.. 0,01 bis 0,03 Mikrometer), mittlere Partikelgrößen (0,1 bis 0,8 Mikrometer) und gröbere Stäube (über ca. 2 Mikrometer). Diese Angaben beziehen sich auf die am häufigsten vorkommenden Größen, nicht auf die Abgrenzung der Staubbestandteile untereinander (S. 9). Ein Teil der Partikel ist gesundheitsgefährdend, und auch Zerfallspartikel des natürlichen Radons in der Luft können sich an Staubpartikeln ablagern. Die Situation unterscheidet sich nun sehr nach der Größenklasse der Partikel, die wiederum je nach Ursache (z.B. Dieselruß, Reifenabrieb, Tabakrauch, Industrie, Staubsauger etc.) sehr unterschiedlich zusammengesetzt sein kann.

In der Situation ohne Korona lagern sich die kleinsten Teilchen nach dem Einatmen ganz überwiegend in den Oberflächen im Hals-Nasen-Bereich, den Bronchien und im Lungeninneren ab. Davon erreicht ein nennenswerter Teil der o.a. Feinstäube von 0,01 bis 0,03 Mikrometer die Lunge. Dagegen werden sowohl (seltener vorkommende) kleinere Stäube unter 0,01 Mikrometer wie auch Stäube über 5 Mikrometer stärker im Hals-Nasenbereich abgehalten. Die übrigen eingeatmeten Partikel dieser Größenklassen, die also in die Lunge gelangen, lagern sich dort weitgehend ab.

Kommt es nun koronabedingt zu einer verstärkten elektrostatischen Aufladung eines Teils dieser Teilchen, kann das dazu führen, dass weniger der kleinen und größeren Teilchen die Lunge erreichen, was eher vorteilhaft wäre, während bei den mittleren Größen von ca. 0,1 bis 0,3 Mikrometern ein Potential der zunehmenden Ablagerung in der Lunge besteht, was eher ungünstig wäre. Ein Forschungsbericht (Henshaw and Fewn, 2001) gibt eine Zunahme der Ablagerung um 20-60% im Falle der Ionisation an. Bei der Interpretation dieser Zahl muß allerdings berücksichtigt werden, dass in real vorkommenden Fällen nur ein kleiner Teil der an einer Stelle vorkommenden Stäube durch Koronaeffekte ionisiert wird, u.a. wegen der Durchmischung der Luft und weil die Mehrzahl der im Hausinneren vorkommenden Stäube dort entsteht und deshalb nicht durch die Freileitung aufgeladen wird. Bezüglich der Gesundheitsauswirkungen berichtet das NRPB, dass im Detail noch Kenntnislücken über die Stärke der Ionisation und die geänderte Deposition beim Einatmen geladener Teilchen bestehen. Es hält jedoch weitere Forschung für nicht erforderlich, weil auch so absehbar ist, dass potentielle Folgen sehr gering sind. Auch in den ungünstigsten Fällen ist es laut NRPB unwahrscheinlich, dass es zu mehr als einem geringen Einfluß für die am meisten betroffenen Anwohner (also an ungünstig ausgelegten Freileitungen) kommt.

Durch elektrische Felder unter einer Freileitung kann es zusätzlich zu einer erhöhten Deposition vorhandener Staubteilchen an der Körperoberfläche kommen - einerseits als Folge der zusätzliche Ionisation infolge der Korona, andererseits dadurch, dass sich natürlich ionisierte Teilchen im Feld unter der Leitung auf die Haut zu bewegen, aber diese Effekte sind laut NRPB vernachlässigbar.

 

Sind Freileitungen nun also gefährlich?

Es ist wichtig, sich über die Größenordnung möglicher (!) Risiken ein Bild zu machen: Wir haben daher das oben angegebene, aus den epidemiologischen Studien von Michaelis entnommene (mögliche) Risiko auf die Zahl der Hochspannungs-Strommasten bezogen und in ein Verhältnis zu den Todesfällen durch den Betrieb von Kraftfahrzeugen in Deutschland gesetzt. Nach diesen überschlägigen Berechnungen ist der Betrieb eines einzigen Kraftfahrzeugs etwa 150 bis 375 mal so riskant, wie der Betrieb eines Freileitungs-Spannfelds (Strecke von einem Masten zum nächsten). Zudem gibt es weit mehr als 100-fach mehr Kraftfahrzeuge als Freileitungsmasten. Daher führt der Autoverkehrs insgesamt zu großen gesellschaftlichen Gefährdungen, nicht aber der Betrieb von Freileitungen.

Für die geplante Freileitung mit ihrer Lage in überwiegend dünn besiedelten Gebieten wird ein deutlich niedrigeres Risiko erwartet als für den Mittel aller Freileitungen. Im Mittel dürfte das Risiko je Mast und Spannfeld weniger als 1/1000 des Risikos durch den Betrieb eines Kraftfahrzeug betragen. Natürlich gibt es auch zwischen unterschiedlichen Kraftfahrzeugen und deren Fahrern beträchtliche Unterschiede - wer mit 100 durch städtische Wohnstraßen rast, verursacht größere Risiken als bei gleichem Tempo auf einer Umgehungsstraße.

Aus diesen Verhältnissen läßt sich aber auch eine weitere Schlußfolgerung ziehen: Wenn ein Risiko gering ist, ist es schwer nachweisbar. Das von den Feldstärken an Freileitungen ausgehende Risiko ist nach obigen Angaben sehr gering. Die Tatsache, dass noch kein eindeutiger Nachweis für die Schädlichkeit von Feldern an Freileitungen erbracht worden ist, kann daher nicht als Beweis für die Annahme herhalten, dass es solche Risiken nicht gäbe. Es kann nur nachgewiesen werden, dass dieses Risiko nicht groß ist, denn dann wäre es in den Studien eindeutig aufgefallen. Wir halten es nach den zitierten Studien für glaubwürdig, dass es gewisse Risiken gibt, auch wenn die Grenzwerte eingehalten werden.

Wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen dienen Grenzwerte dazu, ein Risiko nicht auf „Null“ zu drücken, sondern zu gewährleisten, dass ein Risiko akzeptabel ist. Es gibt viele Möglichkeiten, das gesellschaftliche Risiko infolge der modernen Technik zu reduzieren. Zunächst sollten die schwerwiegendsten Risiken abgebaut werden, dann die Maßnahmen mit einem günstigen Kosten-Nutzen-Verhältnis umgesetzt werden. Ein Kilometer verkabelte Hochspannungsleitung kostet bei unserem Vorhaben rund 4-5 Mio. Euro zusätzlich. Mit einem einzigen zusätzlichen Rußfilter für einen Diesel-PKW erreicht man wahrscheinlich vielfach stärkere gesundheitliche Verbesserungen als durch die Verkabelung von einem Kilometer Freileitung, und das zu einem Bruchteil dieser Kosten. Was sollte also Vorrang haben?

Bei anderen Schutzgütern sind die Verhältnisse anders: Für das Landschaftsbild haben die Freileitungen in der Fernwirkung die größere Relevanz gegenüber in der Ferne erkennbaren Verkehrsbauwerken (Dämmen, Brücken), während die unmittelbare Veränderung der Landschaftsfläche durch den Straßenbau wesentlich größer ist. Die Zahl der Kollisionen von Vögeln an Freileitungen aller Spannungsebenen liegen in ähnlicher Größenordnung wie die Zahl der Tötungen durch den Straßenverkehr. Weil es aber mehr Autos als Freileitungsmasten gibt, ist ein Freileitungs-Spannfeld im Durchschnitt für die Vögel riskanter als ein durchschnittlich benutztes Kraftfahrzeug. Auch hier gibt es im Einzelfall große Unterschiede.

 

Welche Nutzungen sind unter der Trasse möglich ?

Landwirtschaft ist generell möglich, außer an den Maststandorten.

Prinzipiell können auch Wohnhäuser unter einer Freileitungstrasse gebaut werden. Dazu müssen aber die Leiterseile gegenüber dem über offenem Land möglichen Minimum um ca. 11 m angehoben werden, d.h. die Masten werden entsprechend höher. Davon werden ca. 5 m zur Grenzwerteinhaltung auf einer Terrasse im Garten benötigt und weitere 6 m, um dies auch im zweiten Obergeschoss zu gewährleisten. Die Überspannung von Wohnhäusern kommt bei den heute bestehenden Leitungen zwar gelegentlich vor, auch in Ostfriesland, soll aber im Neubau vermieden werden.

Eine Leitungsführung im Bereich einer geplanten Gewerbeansiedlung könnte je nach Einzelfall eine sinnvolle Doppelnutzung der Fläche ermöglichen (z.B. bei Lagerflächen) oder ähnlich einer Überspannung von Wohnbebauung zu bewerten sein (z.B. bei Büros, Einkaufsstätten).

 

Maßnahmen

Ausgleichsmaßnahmen wurden wegen der Magnetfelder bzw. der zusätzlichen „Staubbelastung“ durch Freileitungen wegen der geringeren Relevanz bislang in Deutschland nicht vorgesehen. Wir halten es jedoch für angemessen, nicht nur eine feldarme Bauweise der Freileitung anzustreben, sondern zusätzlich die Anlieger bei der Minimierung anderer Quellen elektromagnetischer Felder und der häuslichen Stäube zu unterstützen. Dabei kann mit vergleichsweise geringem Aufwand eine deutlich stärkere Entlastung erzielt werden, die die (eventuellen) Wirkungen der Freileitungen deutlich überkompensiert. Beispielsweise verursachen DECT-Schnurlostelefone und Staubsauger ohne Feinstaubfilter unnötig starke Emissionen im Wohnbereich. Zum Teil sind die häuslichen Installationen ungünstig bzw. es können Schlafplätze und Feldquellen in einem Raum voneinander abgerückt werden.

Im RWE-Freileitungsnetz wurden vor einigen Jahren flächendeckend Konfliktschwerpunkte bezüglich Avifauna ermittelt und konfliktmindernde Maßnahmen getroffen. Dies sollte bei allen Netzbetreibern stattfinden, und Minderungen sollten auch hinsichtlich der Magnetfeldimmissionen und der Coronaentstehung sowie in besonders ungünstigen Fällen bezüglich des Landschaftsbildes erfolgen. Im bestehenden Netz lassen sich relativ preiswerte Maßnahmen finden, mit denen deutlich mehr Entlastung mit einem deutlich besseren Aufwands-Nutzen-Verhältnis erreicht werden kann, als es bei einer 380 kV-Neubauleitung möglich wäre, bei deren Planung bereits auf eine günstige Konstruktion geachtet wurde. Dabei sollte auch die Verkabelung bestehender 110 kV-Leitungen in Konfliktschwerpunkten kein Tabu sein. Auch innerhalb des Systems Freileitung lassen sich z.T. sehr kostengünstige und effektive Minderungsmaßnahmen durchführen (z.B. begrenzte Änderungen an Traversen und damit der Symmetrieverhältnisse an zweisystemigen Leitungen).

Insgesamt wären unseres Erachtens gesundheitliche Verbesserungen vordringlich dadurch zu erreichen, dass die Staubbelastung der Luft vermindert wird, statt erhebliche Aufwendungen im Hinblick auf eine möglicherweise verstärkte Aufnahme bestimmter Teile der Staubbelastung zu tätigen. Der Umbau der Energieversorgung spielt eine wichtige Rolle bei der Entgiftung der Umwelt und der Minderung der Staubbelastung. Er ist aber für sich allein nicht ausreichend, weil die Kraftwerke der Elektrizitätsversorgung nur einen begrenzten Teil der Staubbelastung verursachen. Mit vertretbarem Aufwand könnten bei anderen Staubverursachern deutliche Verbesserungen erreicht werden, und damit eine Ursache zahlreicher Todesfälle vermieden werden. Dass z.B. millionenfach Dieselfahrzeuge ohne Rußfilter unterwegs sind, und viele Dieselautos aus Kostengründen auch nicht mehr umgerüstet werden, stellt eine reale Gefährdung der Gesundheit dar. Übrigens führt auch die Lärmbelastung durch Fahrzeuge zu tausenden Todesfällen jährlich in Deutschland, von denen viele durch einfache lärmmindernde Maßnahmen am Kraftfahrzeug vermieden werden könnten.

 

Was sind Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen?

Nach dem Naturschutzgesetz müssen bei Neubauten Eingriffe in die Natur und Landschaft minimiert, unvermeidbare Eingriffe ausgeglichen werden. Eingriffe entstehen durch Freileitungen u.a.

- durch die Eingriffe in das Landschaftsbild

- für die Avifauna, wenn Vögel gegen die Seile fliegen und durch Distanzverhalten, weil etwa Raubvögel die Leitung als Ansitz nutzen.

Kollisionen an Seilen konzentrieren sich bundesweit in wenigen Bereichen (u.a. Flußquerungen, Mittelgebirgslagen mit viel Nebel), betreffen meistens die (oberen) Erdleiter und lassen sich oft durch Markierung deutlich vermindern (vgl. den Kollisionsschwerpunkt der bestehenden Leitung am Alfsee und die angebrachten Markierungen). Elektroschlag von Vögeln, die sich auf den Leiterseilen niederlassen, ist bei älteren Mittelspannungsleitungen ein Problem.

 

Gibt es „grüne“ und „braune“ Freileitungen ?

Sehr vereinfacht könnte man nach Angaben der DENA-Studie zur Netzintegration zusammenfassen:

Nach 2010 neu gebaute Nord-Süd-gerichtete 380/400 kV-Freileitungen dienen vorrangig dazu, die Stromversorgung im Binnenland aus Offshore-Windkraft zu ermöglichen.

Neue Ost-West-gerichtete 380/400-kV Freileitungen dienen im Rahmen der derzeitigen EEG-Regelungen dazu, ostdeutsche Braunkohlekraftwerke rund um die Uhr laufen zu lassen, auch wenn starke Windenergienutzung vorliegt, und führen damit zu Kosteneinsparungen bei der Energieversorgung.

Neue 110 kV-Leitungen haben wesentlich weniger Übertragungsleistung, dienen dem Transport über kürzere Strecken und können mit wesentlich weniger Mehraufwand verkabelt werden als 380/400 kV-Leitungen.

Beim Abschalten von Kernkraftwerken, z.B. an der Unterweser, werden die Leitungen obsolet oder können auf kürzere Strecken verlagert werden, wenn nicht neue Aufgaben entstehen, wie z.B. bei Brunsbüttel.

Bestehende Leitungen und der Umbau von Problemstellen ihrer Trassenführung gehören genauso auf den Prüfstand wie jede Neuplanung.

 

Links

Link zu den Unterlagen für den Skoping-Termin (ca. 600 kB Stand Februar 2004, ohne Karten)

http://www.meerwind.de/Unterlagen_ROV_Skoping.pdf

 

Unterlagen zu Kabeln
Studie zu den Kosten einer Verkabelung der Windland-Leitung
http://www.meerwind.de/Rittinghaus-Kabelstudie.pdf
Memo zu einer Studie zur Verkabelung einer von Eon geplanten Leitung
http://www.meerwind.de/Memo-ForWind.htm

 

Einige externe Links zum Thema Freileitungen

http://de.freeglossary.com/Freileitungsmast Übersicht über Bauweisen

http://www.electricworld.de/trafo.htm allgemeinverständliche Darstellung zur Verwendung von Hochspannung

http://energy.tycoelectronics.com/countries/germany/0892DE.pdf Infos zu Isolatoren

http://www.bfs.de/elektro/nff/grundlagen.html Bundesamt für Strahlenschutz zur gesundheitlichen Wirkung elektromagnetischer Felder (diese und die folgenden Studien behandeln auch Mobilfunk-Felder)

http://info.imsd.uni-mainz.de/presse2001.html Epidemiologische Studie zur Assoziation von Leukämieerkrankungen bei Kindern und häuslicher Magnetfeldexposition („Michaelis-Studie“)

http://www.hpa.org.uk/radiation/publications/documents_of_nrpb/abstracts/absd15-1.htm mit Kurzfassung und Link zur Studie über Staubaufladung (Englisch)

http://www.bbemg.ulg.ac.be/UK/4Activities/toberead.html mit zahlreichen Links zu weiteren Studien über die Wirkung elektromagnetischer Felder (meist Englisch)

http://www.energie-fakten.de/html/stromleitungen.html zur Frage der Verkabelung

http://www.naturschutzrecht.net/Online-Zeitschrift/NRPO-200201/NRPO_Vogelschutz.htm zum Vogelschutz in rechtlicher Hinsicht

http://www.weissstorchschutz.de mit Angaben zur Gefährdung durch Mittelspannungsleitungen

http://www.deutsche-energie-agentur.de/page/fileadmin/DeNA/dokumente/PMs/PSG7_Zusammenfassung__Fassung_2005-2-23__dena.pdf Zusammenfassung DENA-Netzstudie (500 kB)

http://www.offshore-wind.de/media/article004593/dena-Netzstudie,%20Haupttext,%20r.pdf Langfassung DENA-Netzstudie (ca. 6.000 kB)

 

 

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Verfasser: Joachim Falkenhagen
Stand Juni 2005